Eine Betriebsübergabe stellt Gastronominnen und Gastronomen in der Regel vor grosse Herausforderungen. Damit bei der Suche nacheinem Nachfolger oder einer Nachfolgerin keine Komplikationen auftauchen, müssen einige Punkte beachtet werden. Unser Fachbereichsleiter Unternehmensberatung, Hans Haueter, erläutert diese im Detail im nachfolgenden Interview mit dem GastroJournal.
Interview: Oliver Borner (GastroJournal)
«Nachfolge, Pächterin oder Pächter, Geschäftsführerin oder Geschäftsführer gesucht»: Solche oder ähnliche Anzeigen finden sich auf den Immobilien- oderJobportalen der Branche praktisch das ganze Jahr über. Egal, ob für einen Gasthof, eine Bergbeiz oder ein gemütlichesCafé: Nachfolgerinnen oder Nachfolgerfür Betriebe sind gefragt. Bevor es überhaupt zu einer Übergabe kommen kann, es für die Betriebe, eine gute Nachfolgeplanung zu erstellen. Das GastroJournal hat bei Hans Haueter, Fachbereichsleiter Unternehmensberatung bei Gastroconsult, nachgefragt.
Hans Haueter, was sind die häufigsten Gründe für eine Betriebsübergabe?
Hans Haueter: Darüber führt Gastroconsult keine Statistiken. Es gibt aber mehrere Gründe, ein Betrieb aufzugeben oder weiterzugeben. Aus Erfahrung geschieht dies häufig aus Altersgründen, also wenn ein Pächter oder eine Besitzerin in Pension geht. Weitere Gründe sind ein schlechter Geschäftsgang oder ein Ablauf eines Mietvertrags.
Welche Herausforderungen gehen mit einer Nachfolgeregelung einher?
Das hängt immer davon ab, ob man Eigentümer der Immobilie ist. In diesem Fall gibt es tatsächlich mehrere Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Man muss den richtigen Nachfolger finden, das heisst, es muss sowohl menschlich als auch finanziell und in Bezug auf die Betriebsführung passen. Hinzu kommen steuerliche und versicherungstechnische Aspekte, die geklärt werden müssen. Zudem können mögliche psychologische Herausforderungen auftauchen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn es der abgebenden Partei schwerfällt, sich von einem Betrieb zu trennen.
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Planung?
Sie ist das A und O. Ich rate allen Gastronominnen und Gastronomen, die eine Nachfolgelösung in Betracht ziehen, diese bereits weit im Voraus zu planen.
Wie sinnvoll ist es, bei der Nachfolgeregelung einen externen Experten beizuziehen?
Das ist essenziell. Bei einer Nachfolgelösung kommen viele Fragen und Herausforderungen auf die Gastronominnen und Gastronomen zu. Mit einem externen Experten hat man einen Sparringpartner, der in allen Situationen unterstützen kann.
Welche Tipps geben Sie Gastronominnen und Gastronomen, die eine Nachfolge für ihren Betrieb suchen?
Der wichtigste Tipp ist meiner Ansicht nach die langfristige Planung. Gastronominnen und Gastonomen, die eine Betriebsübergabe in Betracht ziehen, müssen sich bereits fünf bis zehn Jahre vor der eigentlichen Übergabe mit einer Nachfolgeregelung auseinandersetzen. Bei zu kurzfristigen Nachfolgeregelungen besteht immer die Gefahr, das keine optimale Nachfolgelösung gefunden werden kann.
Inwiefern ist es in den letzten Jahren schwieriger geworden, eine Nachfolgelösung zu finden?
Es ist sicher nicht einfacher geworden. Das hängt auch mit den aktuellen Problemen der Branche zusammen. Es gibt immer weniger Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, geschweige denn, einen Betrieb übernehmen wollen. Hinzu kommt, dass Unternehmer, anders als früher, heute ein breiteres Knowhow, mehr finanzielle Mittel und mehr Überzeugung mitbringen müssen. Wenn jemand heute einen Betrieb übernehmen will, muss er sich seiner Sache sicher sein. Früher war das Risiko, mit einer Übernahme zu scheitern, sicher kleiner.
Welche Angebote bietet Gastroconsult im Bereich der Nachfolgeplanung?
Wir bieten Gastronominnen und Gastronomen im Bereich Beratung ein ganzes Paket. Wir kümmern uns um eine reibungslose Abwicklung der Übergabe, sei dies in steuerlicher, finanzieller oder versicherungstechnischer Hinsicht oder bei der Bewertung und dem eigentlichen Verkauf. Zudem bieten wir ein Coaching an. Gastroconsult stellt zudem ein Immobilienportal zur Verfügung, wo Kunden Verkäufe inserieren können. Gleichzeitig geben wir den Kundinnen und Kunden eine Expertise im Bereich der Objektentwicklung und versuchen, offene Fragen zu klären.
An welche Fragen denken Sie?
Zum Beispiel bei Fragen rund um die Gesellschaftsform. Soll der Betrieb weiter als Einzelgesellschaft oder als AG oder als GmbH geführt werden? Die Beantwortung solcher Fragen sind für die Entwicklung eines Betriebs entscheidend.
Wie hoch ist die Quote der erfolgreichen Nachfolgelösungen?
Das lässt sich nicht beziffern. Was wir aber feststellen, ist ein Anstieg der Beratungen. Das hängt sicher damit zusammen, dass momentan viele Objekte auf dem Markt sind. Ob diese Beratungen erfolgreich sind, hängt oftmals davon ab, wie kooperativ die abgebenden Gastronominnen und Gastronomen sind. Bei jenen, die sich gegen ein Coaching oder eine Beratung sperren, wird eine optimale Lösung schwierig.